"Wer heute noch Schnellstraßen in die Stadt baut, zahlt doppelt: Erst für den Bau, dann für den Abriss. Zukunftsfähige Mobilität müssen wir anders gestalten."
(Michael Cramer, EU-Verkehrsexperte)
Als gelernter Verkehrsplaner weiß ich, dass neue Straßen innerhalb von Städten grundsätzlich auch Mehr-Verkehr anziehen. Das ist wie bei Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft.
"Die Nordostumgehung hätte demnach eine Schneise quer durch die innere Stadtstruktur (nennen wir es Innenstadt!) zur Folge. Es handelt sich dabei nicht nur um einen von Bäumen befreiten Bereich, sondern um eine Narbe, deren Verwachsen viel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist mehr als fraglich, ob die innerstädtischen Bezüge in der heutigen Qualität wiederhergestellt werden können, da dies der Stadt erhebliche Folgekosten bereiten wird."
"Und selbstverständlich ist eine Umgehungsstraße für einen starken Durchgangsverkehr um einen Ortsteil mit wenig Ziel- und Quell-Verkehr meistens sinnvoll, während in einem komplexen Netz von starkem Ziel- und Quell-Verkehr andere Strategien erforderlich sind. Auf diesem Gebiet haben wir in Darmstadt und Region noch viel zu tun, damit anstelle der Tyrannei von Autofahrern, die freie Fahrt auf Kosten der Anrainer praktizieren, in der Stadt ein aufmerksameres und rücksichtvolleres Miteinander und Nebeneinander üblich wird. Hier und in der Verbesserung der Fuß- und Radwege und der öffentlichen Verkehrsmittel sowie in der Instandsetzung der vielen maroden Fahrbahnen sind inhaltlich, zeitlich und finanziell die Prioritäten zu setzen."
(Theo Kanka, ehemaliger Mitarbeiter im Stadtplanungsamt, Mitglied "agenda 21")
Der von der Stadt Darmstadt behauptete Zuwachs des Verkehrs ist im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans prognostiziert worden auf Basis der Annahme, dass im Jahre 2015 ein Liter Super 1,23€ kostet. Diese Zahlen sind weit an der Realität vorbei. Die Spritpreise im Frühjahr 2008 haben gezeigt, wohin der Weg der Massenmobilität geht: Der ÖPNV hatte enorme Zuwächse, Carsharingangebote, Mitfahrzentralen und Leihfahrräder boomten und spritsparende, emissionsarme bzw. alternativ angetriebene Autos steigen in der Käufergunst. Derzeit sind die meisten Autos auf dem Rhönring mit nur einer Person besetzt – diese Zeiten nähern sich dem Ende.
"Wenn vor allem die Auspendler zunehmen, dies aber nicht mit einer Zunahme des Pkw-Verkehrs verbunden ist, gibt es nur eine Erklärung: es wird zunehmend der öffentliche Nahverkehr gewählt. Dies zu erkennen, täte der regionalen Politik gut. Wer die Trends erkennt, wird nicht mehr Straßen fordern, sondern mehr Nahverkehr."
(Werner Krone, Bauingenieur und Experte für Nahverkehrsplanung)
Wieso eigentlich lernen so außerordentlich viele Darmstädter Politiker in Jahrzehnten nichts dazu? … Fallen ihnen denn zum Verkehr keine kurz-, mittel- und langfristigen Alternativen ein? Sind sie denn närrisch? Und ist ihnen also ein "Tunnelblick" eigen?
(Helmut Dreßler, Zeitzeuge der Vorgänge um die "Osttangente")