Straßen, Pendler, Abenteuer - Teil 2

Planung gegen Pendlerinteressen

von Werner Krone

 

Wer wissen will, wie Unsinn zur Politik gerinnt, muss nach Darmstadt kommen.

Dort soll eine als Autobahn (A 680) geplante Straße nun für eine Bundesstraße (B 26) vierspurig in die Stadt weitergebaut werden. Dass hierfür Bundesmittel verwendet werden, scheint es die Stadt nicht zu kümmern.

Auch nicht zu beunruhigen, dass die nun als Busspur in die Stadt genutzte frühere Standspur keineswegs bis zum Ostbahnhof weitergeführt werden soll. Auf Nachfrage wurde versichert, Busse könnten nicht im Stau stecken bleiben, denn am Ostbahnhof gebe es keine Staus. Die Nordostumgehung ist eben unsinkbar wie die „Titanic“.

Die Planung sieht auch keine Standspur vor, geschweige eine Busspur, denn dann müsste die Planung verändert werden, und dies scheut das Amt für Straßen- und Verkehrswesen wie der Teufel das Weihwasser.Somit ist zu erwarten, dass die Autofahrer schneller zum nächsten Stau kommen, die Busnutzer aber garantiert länger Tageszeitung lesen können, falls sie einen Sitzplatz haben!

 

Bild 1: Ausschnitt aus der Planung der B 26 im Bereich einer weiteren Unterführung der Odenwaldbahn

 

Auch ein weiteres Projekt des öffentlichen Nahverkehrs scheint geopfert zu werden: Die schon längst geplante Busspur zwischen Trautheim und dem Böllenfalltor.

Die Busnutzer aus Ober- und Nieder-Ramstadt, aus Traisa, Brandau und Ernsthofen sind ohnehin benachteiligt. Sie werden genötigt, am Böllenfalltor in die Straßenbahn umzusteigen. Schon seit Jahren aber wird die Busbeschleunigung verschleppt. Dabei kostet der auf die Stadt Darmstadt entfallende Anteil gerade einmal eine halbe Million, also etwa 1% des städtischen Anteils an der Nordostumgehung!

 

Bild 2: Wörner diesmal als Verkehrsplaner: „Gebrochener Verkehr“ am Ostbahnhof heißt Zwangsumstieg

 

Der auch durch eine Brückenplanung bekannt gewordene ehemalige TU-Präsident Wörner ist Galionsfigur einer neuen Bürgerinitiative „Darmstadt nimmt Fahrt auf“. Er schlägt nun vor, dass mit der Nordostumgehung am Ostbahnhof ein „neuer Umsteigeknoten zwischen regionalen Buslinien, lokalen Bussen und der Odenwaldbahn“ entstehen könne.

Das wird die Busnutzer aus Groß-Zimmern und Groß-Umstadt, aus Semd und Roßdorf aber freuen. Sie sollen dann auch für die letzten Meter in die Stadt in die Straßenbahn umsteigen. Wie? – Siehe oben!   

 

Werner Krone ist Bauingenieur und Experte für Nahverkehrsplanung

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